Nur Rohkost im Winter?
Die bekanntesten, internationalen Rohkost-Blogger leben entweder in Kalifornien, Australien oder sind in die Tropen ausgewandert. Dort ist es natürlich einfach “nur” von Rohkost zu leben. Ich selbst habe schon alle Möglichkeiten ausprobiert. Auch in Deutschland hatte ich einmal eine dreijährige Hundertprozent-Rohkost-Phase, in der ich nichts anderes aß ausser Früchte und ein paar Nüsse. Im Sommer klappte es wunderbar und ich erfreute mich bester Gesundheit aber im Winter hatte ich so meine Komplikationen, da ich sehr abrupt von Kochkost zu Rohkost übergegangen bin. Oft hatte ich sehr kalte Füße und Hände sowie Gelüste auf warme Speisen.
Ich habe mich damals sehr von Helmut Wandmaker, einer der ersten Rohkost-Pioniere aus Deutschland, inspirieren lassen. Das Buch “Willst du gesund sein? Vergiss den Kochtopf!”, ist ein absoluter Klassiker in Literatur über die Rohkost-Ernährungsweise und viele seiner Theorien- und die Theorien der “Natural Hygiene”, welche ursprünglich aus den USA stammen (wie sollte auch anders sein), sind auch heute noch relevant. Helmut Wandmaker wurde trotz seiner Krankheitsgeschichte und schlechten Genen immerhin 91 Jahre alt.
Als ich damals meine Ausbildung zum Ernährungs-Coach absolviert habe, erzählte mir eine Kollegin, dass sie Helmut Wandmaker gar persönlich kannte, und das er auch in seinen reiferen Jahren noch sehr attraktiv, fit und gesund wirkte. Sein Schreibstil hatte zwar etwas militärisches an sich, aber ihm habe ich es zu verdanken, dass ich bis zum heutigen Tage von der Ernährung auf Basis von Rohkost überzeugt bin. Hinzu kamen ein paar Ergänzungen, wie die Hinzunahme von grünem Blattgemüse, fermentierter Nahrung und Seegemüse. Darüber hinaus habe ich wieder etwas gekochte Nahrung hinzugefügt. Besonders Winter genieße ich eine warme Mahlzeit am Tag bzw. am frühen Abend. Wann und wieviel man isst, spielt eine ebenso große Rolle, wie die Eigenschaft der Nahrung.
Du musst nicht von ausschließlich Rohkost leben
Hier nun die gute Nachricht: Niemand sagt, dass die hundertprozentige-Rohkost Lebensweise am idealsten ist. Ausser du lebst in den Tropen und hast den ganzen Tag Zugriff auf frisches Obst, Grünpflanzen, Kokosnüssen und anderen Nüssen. Der Mensch hat seine Wurzeln in den Tropen aber über die letzten paar Jahrtausende siedelten sich die Menschen auch in kälteren Gefilden an und mussten sich demnach anpassen. Das wir aus den Tropen kommen, merkst Du alleine daran, dass es Dich wahrscheinlich eher in wärmere Gebiete zieht. Zudem sind wir ursprünglich und hauptsächlich Früchtesser, so wie unsere nächsten die Verwandten die Bonobo-Affen. Diese Ernährungsweise kann gut funktionieren aber in der Tat eher in warmen Gefilden. Hier in Mittel-und Nordeuropa kann eine Rohkost Ernährungsweise auch funktionieren aber sie kann etwas aufwendiger sein. Sich im Winter von ausschließlich wasserhaltigen Früchten und Gemüse zu ernähren, könnte zu einer energetischen Unterversorgung deines Köpers beitragen und es könnte zu einem vermehrten Frieren kommen. Insbesondere wenn Du noch nicht lange von Rohkost lebst.
Iss die richtige, gekochte Nahrung
Finde eine gute Kompromiss-Lösung zwischen Kochkost und Rohkost. Im Winter halte ich es seit vielen so. Ich esse meine 80 Prozent Rohkost am Tag und dann esse ich Abends etwas warmes. Diese Mahlzeiten sind glutenfrei, frei von Milchprodukten und anderen tierischen Produkten. Ich esse oft Quinoa, Hirse oder Buchweizen sowie Süßkartoffeln. In meinen zwei Ebooks zeige ich u.a auf, wie man diese besonderen “pseudo” Getreidesorten lecker zubereiten kann. Es spricht im übrigen auch nichts dagegen etwas Gemüse zu dünsten. Wir brauchen etwas mehr konzentrierte Nahrung im Winter aber es sollte die Richtige und eine reine Nahrung sein.
Wie kann eine Rohkost-Ernährung im Winter dennoch funktionieren?
Wenn Du eine hundertprozentige Rohkost-Ernährung im Winter verfolgen willst, dann könnte ein Dörrgerät etwas für dich sein. Auch ein Hochleistungsmixer ist ideal, da Du dann warme und rohe Suppen zubereiten kannst. Lasse den Mixer einfach etwas länger als gewöhnlich laufen. Die bekanntesten aber auch etwas teureren Mixer sind beispielsweise “Vitamix” oder “Blendtec”. Der neue Vitmamix hat mittlerweile auch eine Suppenfunktion. Es gibt allerdings auch schon recht günstige Hochleistungsmixer, wie die Marken “Omniblend”, “Klarstein”oder “Bianco”. In China werden die teuren Vitamix-Geräte bereits vielmals kopiert.
Im Winter kannst Du dann auch etwas mehr (in Wasser eingeweichte) Nüsse und Trockenfrüchte verzehren. Jedoch sollte die Zahnpflege dann sehr ernst genommen werden, da Trockenfrüchte sehr an den Zähnen kleben. Ansonsten geben sie viel Energie aufgrund ihres natürlichen Zuckers. Dennoch sollten Trockenfrüchte und Nüsse sehr sparsam verzehrt werden, da diese oftmals zu Verdauungsproblemen und schlechten Zähnen beitragen. Darüber hinaus iss gekeimte und fermentierte Nahrung. Iss mehr rohen Sauerkraut und anderes, fermentiertes Gemüse.
Zudem spricht auch nichts dagegen zwischendurch gefrorenes Obst und Gemüse in Smoothies zu verwenden. Unsere heimischen Tiere machen im Winter nichts anderes. Sie fressen gefrorenen Nahrung, wie beispielsweise gefrorenes Gras. Zudem ist die Ingwer-Wurzel wärmend von Innen. Verwende etwas frischen Ingwer in Säften und Smoothies. Ich schmeiße immer zwei würfelgroße Ingwer-Stücke in meinen Mixer. Ingwer schmeckt hervorragend in Smoothies.
Gourmet Rohkost vs. ganzes Obst und Gemüse
Gourmet-Rohkost (bsp. rohe Cracker, Kuchen, Torten, Brote, Gebäck, Schokolade etc.) ist oftmals keineswegs besser als gekochte/gesündere Nahrung. Ich liebe zwar auch meine rohen Kekse und Brote aber man darf nicht vergessen, dass die Gourmetrohkost ebenfalls eine hochkonzentrierte, gemischte und verarbeitete Nahrung ist, welche unsere Verdauung ebenso fordern kann. Wasserhaltige Früchte und Gemüsesorten sind das Nonplusultra und jeder anderen Kost vorzuziehen. Nur sollte diese im Winter nicht ausschließlich verzehrt werden.
Bewegung statt Couch
Bewege Dich täglich. Wenn Du keine Zeit für Sport hast, dann zumindest für einen zwanzigminütigen, zügigen Spaziergang. Bewegung erzeugt Wärme. Zudem nehme ich 2-3 mal die Woche ein Bad mit etwas Ingwer-Gewürz-Pulver.
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Eure
Julia`s Rawsome Lifestyle ?
E-Book Autorin und Ernährungsberaterin
(Coaching, Workshops, Vorträge und Smoothie Shows)
Ich höre diese Berichte immer wieder, die Kälte mit reiner Rohkost im Winter nicht richtig ertragen zu können.
Da sich meine eigene Erfahrung damit in keiner Weise deckt, will ich meine Ansicht dazu beitragen.
Seit ich den Weg der sehr zuckerarmen Rohkost (auch süßes Obst nur ganz selten und höchstens morgens und mono, kein Süßungsmittel außer Stevia) eingeschlagen habe, scheint mein Körper aus Sprossen, Keimlingen und Blattgrün auch im Winter ausreichend Wärmeenergie gewinnen zu können. Ich vermute, die Verdauung musste sich erst diesen neuen Anforderungen anpassen, denn zu Kochkostzeiten war ich insbesondere morgens sehr verfroren, hatte ebenfalls das Gefühl, im Winter warme Speisen oder Getränke zu “brauchen”. Das ist vorbei. Auch im Winter habe ich meine innere Wärme dabei, wie es sich für ein pflanzenfressendes Säugetier (d.h. natürlicherweise Rohköstler) eigentlich gehört.
Ich stimme hundertprozentig zu, dass ein Anteil vollwertiger gekochter Nahrung (Hirse, Quinoa, Buchweizen, Reis) wesentlich gesünder ist als eine reine Gourmet-Rohkost aus Trockenfrüchten und Nüssen. Außerdem habe ich vollstes Verständnis, wenn es jemandem noch nicht gelungen ist, seine Konditionierung (oder Darmträgheit) soweit abzulegen, dass er auch im Winter wie ein wildes Säugetier essen kann.
Jedoch halte ich dies nicht für zwangsläufig, evolutionsbedingt oder gar “natürlich”. Auch der Vergleich mit den Schimpansen hinkt etwas. Meines Wissens essen wildlebende Affen in erster Linie junge Pflanzen, gar nicht so viele Früchte!
Und fröstelig würde es uns nachts nackt und ohne Haus auch in Kalifornien oder in den Tropen, d.h. unsere rohköstlichen Vorfahren dort mussten auch in der Lage gewesen sein, Wärme aus rohen Pflanzen zu gewinnen.
Hallo Rohmeo,
danke für dein Kommentar. Ich habe auch nicht behauptet, dass es nicht funktioniert. Im Winter kann man schon recht gut von Rohkost leben. Aber es ist oft etwas aufwendiger und manche sehnen sich nach “Komfort-Nahrung”. Auch ist es so, dass vielen erstmal kalt ist, wenn sie überwiegend Früchte und Gemüse essen. Der Stoffwechsel ist dann noch nicht umgestellt.Besonders Früchte geben dann erstmal nicht die nötige Energie. Gekeimte Nahrung etc. können da natürlich Abhilfe schaffen. Und ja, Bonobos ernährend sich auch von Knospen und Blätter aber ein großer Anteil sind auch Früchte. Ich kann mir vorstellen, dass dein Stoffwechsel jetzt sehr effizient arbeitet und das ist natürlich auch das Ziel, wenn man 100 % von Rohkost leben möchte. Nur einige kommen leider nicht so weit. Ich esse viel Grün aber auch gerne Früchte und friere auch kaum noch. Oft ist die Kälte aber auch Kopfsache. Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, was er verträgt oder nicht. Ich finde die Ernährungsweise mit wenigen Früchten auch sehr positiv, da ich in dieser Zeit keine Probleme mit den Zähnen hatte. Aber ganz ohne Früchte konnte ich dann doch nicht leben. Deswegen Hut ab, dass du es schaffst ohne jeglichen Fruchtzucker auszukommen.